Russland und Deutschland: Gegeneinander hetzen!

Sergej Kremlev

Übersetzung aus dem Buch (Das Buch ist nur auf Russisch)

Deutschland hat im Laufe seiner jüngsten Geschichte mehrfach gezeigt, dass es fähig ist die Bemühungen des Staates und der Gesellschaft zu konzentrieren, um auf die führenden Plätze in der Welt zu kommen. Immer war eins der hauptsächlichen (wenn nicht der wichtigste) Systemfaktoren die erstaunliche und rettende Fähigkeit der deutschen Gesellschaft zu einem schnellen Erlangen eines hohen psychosozialen Tonus als Basis der Beschleunigung öffentlicher, wirtschaftlicher und politischer Bemühungen.

Ru-und-DeEigentlich hat auch das russische Volk diese Fähigkeiten. Warum denn nicht? Wir spannen die Pferdewagen zwar lange an, fahren dafür aber schnell. Das hat der große Deutsche, Bismarck, über uns gesagt, und nicht zufällig: Verwandte Naturen können bei dem Partner solche Details feststellen, die der Partner selbst nicht bemerkt. Im französisch-preußischen Krieg 1871 zählte Deutschland zu den Außenseitern des politischen Weltgeschehens.

Nach dem Sieg Preußens über Frankreich und dem Ausrufen des Deutschen Reiches hat sich Deutschland innerhalb von zwei Jahrzehnten zur Weltmacht entwickelt, mit guten Chancen sogar die USA zu überholen. Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg gewann Deutschland schnell neue Kraft und entwickelte sich dynamisch und effektiv. Nach der zerschmetternden Niederlage im Zweiten Weltkrieg erholte sich Deutschland viel langsamer, wenn man die psychologische Seite des Gesellschaftslebens beobachtet. Noch heute ist die deutsche Seele beklemmt.

Oskar Fehrenbach sagte mit der Gleichgültigkeit eines Eunuchen: “Deutschland hat das Interesse an Europa verloren”. Kann sein, dass es heute so ist (vielleicht aber auch nicht, und nur “Fehrenbachs” wollen es so haben). Und morgen? Erstens haben wir das vereinte Deutschland. Zweitens gibt es eine Tendenz zur Ausrottung des Schuldkomplexes bei den Deutschen, viele junge (aber auch die nicht mehr so jungen) Deutsche fangen wieder an sich den hohen psychologischen gesellschaftlichen Tonus anzueignen. In Deutschland war das immer ein Vorbote von ernsten gesellschaftlichen Veränderungen und leider auch von Revanche-Stimmungen.

Das erste könnte wie eine erfrischende Dusche auf Deutschland wirken. Das zweite aber... Eine Revanche kann sehr verschieden ausfallen, doch im Kampf gegen Russland hat Deutschland noch nie etwas Redewertes gewonnen. Mit Russland jedoch hat Deutschland große Siege gefeiert... Irgendetwas hat auch der Zuwachs der rechten Gesinnung in Österreich zu bedeuten, das traditionell zu Deutschland tendiert. Man darf nicht vergessen, dass die Idee des “Anschlusses” nicht zu Hitlers Zeiten entstand, sondern in den 70-er Jahren des XIX Jahrhunderts.

Nach dem Zerfall des Österreichisch-Ungarischen Imperiums hat die österreichische Nationalversammlung für den Anschluss gestimmt, der aber sofort von der Entente verboten wurde. Aber Deutschland (wie jedes andere Land) sieht auf den Starken. Ist Russland denn jetzt stark? Natürlich nicht. Doch in Zukunft kann nur Deutschland zum strategischen Partner (vielleicht auch zum Verbündeten) Russlands werden. Deutschland könnte im Bund mit Russland nicht nur der USA-Hegemonie in der Welt trotzen.

Deutschland kann zusammen mit Russland zum Zentrum der Herauskristallisierung einer neuen Weltordnung werden: nicht im Sinne der Elite der USA, sondern im Sinne des ganzen Planeten und seiner Bewohner- sowohl zweibeinig als auch vierbeinig (denn, lieber Leser, auch die letzteren kann man nicht endlos quälen). Die Welt (besonders die kleinen Länder) und einige Kollektive brauchen geistige Führer, Vorbilder.

Aber ist das eigennützige, flügellose, scheinheilige und freche Amerika für diese Rolle geeignet? Amerika hat schon neues Durcheinander nach Europa gebracht und die Wunden Balkans aufgerührt. Im Prinzip können verschiedene europäische Länder territoriale Ansprüche gegeneinander stellen. Eine Patenschaft der USA bedeutet Krieg, Aufstände und nationale Erniedrigung.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass die kleineren Staaten in Kürze gezwungen sein werden sich neue Paten zu suchen, bis hin zur Rückkehr zu Russland (wenn Russland es für rational hält). Aber muss auch das neue, starke Russland zurück nach Europa? Ja, natürlich! Jedoch müssen wir nicht in ein amerikanisiertes, sondern ein “europäisches” Europa, in dem Deutschland eine Vorreiterstellung hat. Kein sich selbst respektierendes Volk (außer dem Abschaum der Gesellschaft, welches gewohnt ist von den Almosen zu leben) hatte je Gefallen an der amerikanischen Gegenwart in seinem Land. Coca-Cola, Kaugummi, ein blödes “lebensfreudiges” Lächeln, eine rückwärtsgedrehte Baseball-Kappe und ähnliche “Vorzüge” der amerikanischen Lebensart werden nur von unterentwickelten Volksgruppen aufgenommen.

Doch derjenige, der ein Gefühl des Nationalbewusstseins hat, der sagt dann und wann “Yankee, go home!”, wenn auch auf keiner Demonstration, sondern zu Hause vor dem Kamin. Nehmen wir als Beispiel den Norweger Bjönstern Björnson. Über diesen stolzen Nobelpreisträger, Schriftsteller und Patrioten bis zur Federspitze sagte man in Norwegen des XIX Jahrhunderts: “Den Namen Björnsten Björnson zu nennen ist wie die norwegische Fahne zu hissen”. Ihn kann man nicht des Lakaientums verdächtigen. Erinnern wir uns: Er gab grade Deutschland die natürliche Führung und sah Europa unter der Leitung Deutschlands.

Und Russland? ... Russland von heute braucht keinen (ausländischen) Leiter, es zwingt sich niemandem als Leiter auf. Wir haben keine Weltansprüche, aber das entsprechende Potenzial! Führer, die neuen “Waräger”, brauchen wir nicht, aber wohl einen zuverlässigen Partner. Zu Beginn des neuen Jahrhunderts kann nur Deutschland dieser Partner sein. Es ist Zeit die Bemühungen jener feindlichen Kreise zu zerschlagen, die deutsch-russische Partnerschaft nicht wollen und über alles fürchten.

ISBN 5-17-017638-4,   5-271-05910-3

Quelle

uafaneHilfe für die Ukraine

Die Stadt Leipzig bereitet sich auf die Ankunft von Menschen vor, die vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ihre Heimat verlassen müssen. Gemeinsam mit der Zivilgesellschaft wird die Hilfe für Menschen auf der Flucht ebenso wie für die Menschen in der Ukraine organisiert und koordiniert.

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