Bertrand Russell über Zyniker

Der Nobelpreisträger ist der Meinung, der Zynismus als Konzeption schließe höhere Beweggründe bei Menschen aus. „Die Zyniker sprechen lediglich über die schlechten Eigenschaften des Menschen –  darüber referiert der Journalist Pawel Kasarin.

Bertrand Russell

Die Rede geht um diejenigen, die sich vom Prinzip leiten lassen: „Jeder ist sich selbst der Nächste“. Diejenigen, die an Synergie und gemeinsames Wirken nicht glauben. Die neigen nicht dazu, sich um Ideale zu vereinen, sondern ihnen zum Trotz.

Ein hauchdünner Verdacht schon, der Mensch lasse sich von keinem anderen Trieb als Raffgier leiten, wird sie zum Gefühl ihrer Minderwertigkeit verdammen.

Zynismus lässt sich leicht verkaufen. Denn er wird als Ausgangspunkt und Fundament allen menschlichen Handelns erklärt. Ein Zyniker predigt seinen Zuhörern Untätigkeit. Und behauptet, er sei die letzte Instanz der Wahrheit.

„Niemand ist besser“ – deswegen sei es sinnlos nach Besserwerden zu streben. „Alle sind gleich“- deswegen brauchst dich nicht zu ändern, bleib so wie du bist.

Zynismus ist das Gegenteil von Fortschritt. Die Philosophie des eigenen Magens setzt kein gemeinsames Wirken voraus, nur ganz selten sind Zyniker bereit anderen Menschen kompliziertere Beweggründe zuzugestehen.

Die Welt aber wurde friedliebender dank ausschließlich denen, die bereit waren, in ihrem Nachbarn Gutes zu erblicken.

Nicht die Zyniker schufen Komfort für alle – nach wie vor suchen sie daran nur zu parasitieren. Mit anderen Worten – sie sind keine Schöpfer, sondern gemeine Konsumenten.

Zynismus kauft sich leicht.

Ist man Zyniker, so bestehen keine Zweifel mehr bezüglich der eigenen ethischen Vollwertigkeit. Es entfällt die Notwendigkeit zu denken, jemand anders könnte anständiger und nicht genauso einfältig sein. Der Zyniker glaubt, die Welt um ihn sei wie er selber ist, deswegen ist er überzeugt, dass alle ihn belügen wollen. Er verdächtigt jeden, denn Idealisten sind für ihn Heuchler, Altruisten – Geisteskranke.

Zynismus ist die Religion derer, die alle und alles unter Verdacht stellen. Zynismus ist die Religion der Blöden, der Trägen und Beschränkten. Und diese Eigenschaften schließen die Möglichkeit aus, wenigstens irgendwas Positives zu schaffen. Denn die Zukunft gründet auf Zusammenarbeit. Der Erfolg – auf Vertrauen.

Für den Zyniker sind Lüge und Betrug Alpha und Omega der Weltordnung. Er redet sich immer wieder ein, er verletze keine Regeln und handle genauso wie alle anderen.

Die Angleichung  an die Zyniker führt unweigerlich zum ethischen Absturz der Gesellschaft und gefährdet seine Lebensfähigkeit.

In dem Augenblick, als der Zynismus Oberhand nimmt, zerfällt die Gesellschaft und reagiert nicht mehr auf Reize. Erschütterungen beliebigen Levels lösen bei ihm kein kollektives Gefühl aus: Weder Trauer, noch Zugehörigkeit, noch Solidarität. In dem Augenblick kann man mit der Gesellschaft machen, was einem einfällt.

Die Zyniker sichern sich ihre persönliche Zukunft auf Kosten unserer kollektiven Zukunft ab. Und je mehr sie sich bemühen abzusichern, indem sie uns erzählen, dass es in der Welt nichts Wichtigeres gebe, als die Verdauung, desto höher ist die Gefahr, dass die Menschheit schlecht endet.  

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