Erfahrungsaustausch

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Landsleute,


trotz der Krim- oder der Ukraine-Krise sollten wir unsere eigenen Sorgen nicht außer Acht lassen. Dieser E-Mail sind drei Briefe angeheftet, die man als Reaktion auf die Berichterstattung über Straftaten oder Schlägereien versendet hat. In diesen Berichten wurden die Russlanddeutschend selektiv, diskriminierend oder unbegründet als Täter genannt. 

Mit freundlichen Grüßen

Alexander Walz

 


Fuldaer Zeitung vom 01.10.2013: "Junge Discobesucher verprügelt“

Fuldaer Zeitung vom 01.10.2013: "Junge Discobesucher verprügelt“

Ihre Stellungnahme zu einer eingegangenen Kritik

Sehr geehrter Herr Schäfer,

Leider komme ich erst jetzt dazu, Ihnen zu schreiben.
Mit ungläubigem Erstaunen habe ich zur Kenntnis genommen, mit welch einer Chupze Sie die mehr als berechtigte Sorge des Kritikers der Berichterstattung über den o.g. Vorfall abgetan haben. Glauben Sie wirklich selbst, die Hinweise "Alter, Glatzkopf, eckige Gesichtszüge und akzentfreies Deutsch“ enthielten auch nur den geringsten Anhaltspunkt auf Russlanddeutsche als Täter? Diese Merkmale dürften doch wohl eher auf Täter aus Neonazi Szene zutreffen, die darüber hinaus extrem vorurteilsvoll, fremdenfeindlich und angstbesessen „Sündenböcke“ brauchen, um ihre eigenen charakterlichen Defizite auszugleichen. Vielleicht kommt hier auch noch eine geschürte, tiefsitzende „Russenangst“ dazu, wobei die Bezeichnung „Russen“ für Russlanddeutsche ohnehin Ausfluss eines geschichtlichen Unwissens ist. Jedenfalls geben die Kommentare im Internet zum Bericht der Fuldaer Zeitung ein beredtes Zeugnis über die Geisteshaltung dieser fremdenfeindlichen Klientel ab. Und leider scheint sich auch – wenn auch ungewollt – die Fuldaer Polizei zur Apologetin des Fuldaer Schlägergesindels zu machen, wenn sie bedenkenlos die unakzeptablen Verdächtigungen solcherart verstörter „Zeugen“ ernst nimmt. Mit dem völlig aus der Luft gegriffenen Hinweis „könnte es sich um Russlanddeutsche handeln“, wird ganz eindeutig in diskriminierender Weise der Verdacht auf Täter dieser Volksgruppenminderheit gelenkt, und auch das Konditional „könnte“ schwächt diese Diskriminierung nicht ab. Es „könnten“ hier nämlich alle akzentfrei Deutsch Sprechende infrage kommen.

Die Liste der völlig unbegründeten falschen Verdächtigungen von Russlanddeutschen ist lang. Auch hier im Kreis Limburg–Weilburg ereignete sich vor einigen Jahren ein Fall, wo ein angetrunkener Kirmesbesucher bei einer Rangelei mit Jugendlichen Krankenhausreif verletzt wurde. Über Wochen wurde vom Sportverein, dem der Verletzte angehörte, sowie in Leserbriefen eine widerwärtige Hetze gegen die dort wohnenden Russlanddeutschen betrieben, wobei von einem „brutalen, hinterhältigen Überfall durch Deutsch-Russen“ schwadroniert wurde. Auch die Polizei, die aufgrund ihrer bis dahin bekannten Tatumstände eher von einer „Rangelei“ berichtete, wurde angegriffen und der Verharmlosung bezichtigt. Am Ende stellte es sich heraus, dass die Polizei das Recht behielt und es sich um eine Rangelei mit portugiesischen Jugendlichen gehandelt hatte und der verletzte durch einen unglücklichen Zufall, aber eben doch auch selbst aus eigener Mitschuld verletzt worden war. Natürlich hat sich auch keiner der an der vorangegangenen Hetze beteiligten ortsansässigen „anständigen Deutschen“ (wie sie sich selbst bezeichneten) später bei den Russlanddeutschen entschuldigt.

Leider hat sich die Fuldaer Zeitung schon besonders oft mit einer Diskriminierung der Russlanddeutschen Minderheit hervorgetan und damit den Eindruck vermittelt, Teil und Sprachrohr einer osthessischen, engstirnigen Kleinbürgerlichkeit zu sein – womit sie allerdings auch die osthessische Bevölkerung beleidigt.

Zu Ihrer Information, Herr Schäfer, teile ich Ihnen noch mit, dass ich hessischer Polizeibeamter war (A12) und seit 15 Jahren pensioniert bin. Auch bin ich meiner Herkunft nach Wolgadeutscher und fühle mich daher mit allen Deutschen aus Russland verbunden, wie ich auch an deren erfolgreichen Rückeingliederung interessiert bin.

Leider urteilen oft sogar Politiker, Juristen und Journalisten vorschnell, uninformiert, gedankenlos und daher falsch über diese Rückwanderungsgruppe. Und leider musste ich auch schon in Einzelfällen den einen oder anderen Kollegen darauf hinweisen, sich z.B. bezüglich des Kriminalitätsaufkommens bei Russlanddeutschen u.a. auch mal beim eigenen Hessischen Landeskriminalamt zu informieren.

Erwiesenermaßen ist die Integration der Russlanddeutschen eine Erfolgsgeschichte. Es gibt nicht den geringsten Grund, bei Ermittlungen von Straftätern als erstes und vorrangig bei dieser Volksgruppenminderheit anzusetzen, wenn es hierzu nicht den geringsten Anhaltspunkt gibt, der dies rechtfertigen könnte.

Die Berichterstattung der Fuldaer Zeitung halte ich ohnehin seit langem für einen schlampigen Schweine-Journalismus – zumindest zum Thema Russlanddeutsche.

Freundliche Grüße

Klemens Veit

 

Polizeiliche Pressemeldungen; hier: NNP v. 26.11.13: "Jugendliche verprügelt"pdf-file-th

Brief an die Redaktion der Heilbronner Stimme (September 2012)pdf-file-th

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