Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit hat ein Telegramm an M. W. Radzjanko und den Fürsten G. E. Ljwow abgeschickt mit folgendem Inhalt:
„Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit der Wolgakolonien, die sich am 15. März in die Stadt Saratow versammelt hatte, beschloß in unserem Namen das Vollzugskomitee des Staatsparlaments und die neue Regierung heiß zu begrüßen und ihr unsere tiefe Anerkennung zu überbringen für die mit beispielloser Umsicht und Einstimmigkeit durchgeführte große Sache der Staatformenneuerung in unserem vielgeplagten Heimatland.
Wir glauben fest, das die dunklen, volksfreiheitsfeindlichen reaktionären Kräfte nicht im Stande sein werden die hellen Freiheitsgrundsatze und die Gleichberechtigung aller Bürger des großen Russlands zu verhindern, welche als Grundlage des wohlwollenden Anfangs der neuen Regierung dienten, die noch unlängst Zeugen waren der Tränen und Krankung unseres ein halbe Million zahlenden Volkes der deutschen Wolgakolonisten, die bei der alten Staatsform auf die Stufe von Stiefkindern Russlands zurückgesetzt wurden.
Die lutherische Geistlichkeit, die über die wahren Gefühle und Hoffnungen unseres Volkes informiert ist, erlaubt sich, der neuen Regierung zu versichern, dass das Volk voll und ganz bereit ist, sie vollseitig zu unterstützen und zu jeder Zeit seine heilige Pflicht gegenüber der russischen Regierung mit allen Bürgern des freien Russlands nicht aus Angst, sondern aus dem Gewissen zu erfüllen. Auch früher standen wir immer nicht nur für die religiösen Interessen unseres Volkes, sondern auch für seine politische Loyalität ein. Und so mehr sind wir bereit, mit Freude und wahrer Ergebenheit, bei der neuen Staatsordnung alle unsere Kräfte anzustrengen und allen Fleiß einzusetzen um, wie sie auf der Lehre von Jesus Christus beruht, die volle Gleichberechtigung und wahre Bruderschaft der Völker, die in der großen russischen Heimat leben, zu verwirklichen.
Als Christusdiener beten wir zu Gott, dass er dem wiedergeborenen Russland und dessen Regierung den Gottessegen schenkt, damit es bald seine äußeren und inneren Feinde überwindet und eine mächtige und ruhmvolle Entwicklung aller seiner kulturellen Kräfte, befreit von jahrhundertelangem Stillstand möglich macht“.