Artur Lange wurde am 29. Mai 1927 in der Siedlung Grusino, Gebiet Nowgorod in einer Arbeiterfamilie geboren.
Seine Vorfahren mütterlicherseits kamen aus Deutschland nach Russland auf Einladung der russischen Zarin Katharina II.
Arturs Mutter wurde 1900 in Russland geboren, der Vater 1897 in Polen. Artur hatte zwei Geschwister.
1937, zur Zeit der stalinschen bolschewistischen Diktatur, wurde der Vater, Gustav Lange als „Volksfeind“ vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet, und kurz danach im Oktober 1937 erschossen.
In der Familie herrschte seitdem ständige Angst.
Nach dem Ausbruch des 2. Weltkrieges, 1941 ereilte die Familie Lange das Schicksal aller Russlanddeutschen, die enteignet und in die unwirtlichsten Gegenden der Sowjetunion deportiert wurden. Die Restfamilie kam ins Kirowgebiet und landete nach langen schrecklichen Entbehrungen in einem Dorf.
Mit 15 Jahren wurde Artur in die Arbeitskolonne, sogenannte Trudarmee zur Zwangsarbeit einberufen. Dort fällte er Bäume in der Taiga. Die Bedingungen unter ständigen Schikanen der Aufseher waren schrecklich – die Wenigsten überlebten die Zwangsarbeit, die bei unerträglicher Kälte, ständigem Hunger und keiner medizinischen Versorgung verrichtet werden musste.
Nach 4 Jahren, schon nach dem Kriegsende gewährte man ihm endlich Urlaub. Die Zwangsarbeit hat ihm so zugesetzt, dass er trotz des drohenden Freiheitsentzugs vom Urlaub nicht mehr zurückkehrte.
Als Dienstverweigerer wurde er zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Gefängnisstrafe war aber milderer, als die Arbeit im Wald. Die 3 Jahre musste er im Fernen Osten, in Port Wanino abbüßen.
Nach der Entlassung aus dem Gefängnis arbeitet er im Gebiet Perm unter Kommandanturaufsicht (in Internierung), die erst elf Jahre nach dem Kriegsende u. z. 1956 aufgehoben wurde.
Artur zeichnete sich immer durch gute Arbeit aus. Dafür durfte er letztendlich in der Stadt Perm arbeiten. „Arbeitet schändet nicht“, war sein Grundsatz. Alles was er tat, sei es Lastträger, Kranführer oder was auch immer, tat er mit größter Hingabe. Die Kollegen wie die Vorgesetzten achteten und liebten ihn für seinen Fleiß, Akkuratesse, seine Empathie, seine friedliebende Natur. Für seine gute Arbeit wurde er etliche Male ausgezeichnet.
1999 erfüllte sich Arturs lang gehegter Wunsch – er bekam endlich die Einladung vom Bundesverwaltungsamt zur Wohnsitznahme in Deutschland, wo ihm noch 18 glückliche Jahre beschieden waren. „Die Jahre in Deutschland sind meine glücklichsten“ – das wiederholte er immer wieder.
Am 12. Februar 2018 verstarb Herr Lange, Artur im Alter von 90 Jahren nach einem langen schweren Leiden.