Heimkehr
Im Nest zu Haus’ sind Storch und Maus,
Hat seine Heimat jedes Wesen.
Mir, aber, war ein Vaterhaus
Auf Erden nicht bekannt gewesen.
Aus deutschem Heim im Sowjetland
Zog sich zur Sonne meine Blüte;
Doch fand mich die Tschekistenhand,
Brach ab das Unkraut fremder Sitte...
Der Rote Sturmwind griff mich an
Und trieb kopfüber meine Zweige
Zum bessren Los, nach Kasachstan,
Dann in die Ustj-Kulomer Taiga...
„Berliner Zeitung“ gab bekannt –
Wie freudig so was zu erleben! –
Will Jelzin nun das Wolgaland
Zurück den Russlanddeutschen geben!
Wohlan, mein Geist! Doch sei nicht blind...
Wir sind erfahren: So’ ne Kunde,
Süß, wie ein Traum, ist für ein Kind,
Doch für mein Herz- Salz auf die Wunde!
Leb wohl, mein altes Sowjetland,
Samt deinem Wahn und deinen Ketten!
Gib, Deutschland, mir die Vatershand,
Um unsre Seelen noch zu retten!
Ich dank dir, Himmel, für ’s späte Glück,
Dass ich, Dein gottverlassner Sünder,
Bin heut’ ‚ne treue graue Brück’
Von Ost nach West für meine Kinder!
März 1995